Die Wichtigkeit der Barrierefreiheit in der heutigen Welt lässt sich nicht überschätzen: Sie ist unerlässlich und immer mehr Menschen in so gut wie jeder Branche setzen barrierefreie Umgebungen um. Aber da die Welt sich immer mehr auf das Internet und digitale Dienstleistungen verlässt (schließlich bieten einige Unternehmen inzwischen ausschließlich digitale Dienstleistungen an!), ist es umso wichtiger, dass auch das Internet barrierefrei gestaltet wird.
Statt uns direkt darauf zu stürzen, wie man barrierefreie Designs online umsetzt, sollten wir uns jedoch ein wenig Zeit nehmen, um etwas genauer auf Barrierefreiheit einzugehen, warum sie wichtig ist, und welche Schwierigkeiten auftreten, wenn ihr keine Priorität eingeräumt wird.
Was ist Barrierefreiheit?
Allgemein bedeutet Barrierefreiheit, ein Produkt, eine Dienstleistung, eine Erfahrung, eine Informationsquelle oder sonst etwas, so zu gestalten, dass sie von wirklich allen genutzt werden kann, unabhängig von den persönlichen Umständen. Normalerweise wird der Begriff im Zusammenhang mit Menschen mit Behinderungen verwendet und ist somit kein völlig neues Konzept, aber da das Internet noch recht jung ist, ist es wichtig, dass die nächste Generation der Tech-Fachleute auf ein inklusives und barrierefreies Design bedacht ist.
Zwar mögen die häufigsten Gründe für die Notwendigkeit barrierefreier Designs meist auf visuelle, auditive, motorische oder kognitive Einschränkungen zurückzuführen sein, aber wirklich barrierefreies Web Design geht weit darüber hinaus. Wenn es beispielsweise darum geht, eine für Kinder barrierefreie Website zu entwickeln, müssen die Gestaltenden sich auch in diese Zielgruppe hineinversetzen und ansprechende, interessante und bunte Seiten gestalten, auf denen sich Kinder leicht zurechtfinden. Eine Website für Senioren sollte hingegen auf eine kleine Schriftgröße oder übermäßig technische Informationen verzichten.
Okay, damit haben wir schon verraten, worum es im Rest dieses Beitrags gehen wird! Bevor wir uns aber barrierefreien Designs in den erwähnten Bereichen widmen, sollten wir noch einen weiteren bedeutenden Aspekt behandeln: die Wichtigkeit der Barrierefreiheit.
Warum ist Barrierefreiheit wichtig?
Ganz einfach: Barrierefreiheit ermöglicht allen, unabhängig von Alter, wirtschaftlicher Lage, Einschränkungen oder Geschlecht, auf dieselben Dienstleistungen zuzugreifen. Gerade bei öffentlichen Dienstleistungen wie jenen der Einwanderungs- oder Gesundheitsbehörden ist es unerlässlich, dass alle nicht nur Zugriff auf die Informationen haben, sondern sich auch all ihrer Rechte bewusst sind.
Allen zu ermöglichen, aktiv an der Gesellschaft teilzuhaben, ist ein zentrales Anliegen, nach dem wir in allen Bereichen streben sollten, gerade auch im Web Design.
Barrierefreiheit im Web Design
Wie bereits erwähnt, nimmt die Wichtigkeit des Internets exponentiell zu, besonders infolge der COVID-19-Pandemie. Plötzlich fand fast alles online statt und alle möglichen Personen hatten mitunter Schwierigkeiten, auf dieselben Informationen oder Dienstleistungen zuzugreifen. Daher ist die Barrierefreiheit im Web Design so wichtig – das Internet ist ein Hilfsmittel, um Informationen zu verbreiten, zu lernen und miteinander in Kontakt zu treten, es ist aber nur wirksam, wenn die Erfahrung für alle Anwendenden zum gleichen Ergebnis führt.
Für die Barrierefreiheit online, müssen folgende Kriterien erfüllt sein:
Erkennbarkeit: Die Informationen müssen für die Anwendenden zugänglich und für einen ihrer Sinne wahrnehmbar sein; falls eine Website beispielsweise ausschließlich aus Text besteht, muss es eine Audio-Option für blinde Personen geben.
Verständlichkeit: Der Inhalt muss in einer für die Zielgruppe verständliche Form bereitgestellt werden; falls du eine Website für Zuwandernde erstellst, solltest du zum Beispiel dafür sorgen, dass die Informationen in verschiedenen Sprachen verfügbar und besonders gut verständlich sind.
Bedienbarkeit: Falls jemand den Computer nur mit der Stimme bedienen kann, sollte die Website für diese Person genauso funktionieren, wie für Personen, die Maus und Tastatur verwenden können, das heißt, sie sollte für alle bedienbar sein.
Robustheit: Die Website muss für alle Personen dieselbe Funktion erfüllen können, ohne dass irgendjemand eine schlechtere Erfahrung als andere hat.
Sind Barrierefreiheit und Benutzerfreundlichkeit dasselbe?
Häufig werden Barrierefreiheit und Benutzerfreundlichkeit gleichbedeutend verwendet, aber es gibt einige zentrale Unterschiede zwischen den beiden Konzepten. Sie weisen durchaus Ähnlichkeiten auf, aber bei der Benutzerfreundlichkeit geht es um die Effektivität, Effizienz und Zufriedenheit bei einem Design, während die Barrierefreiheit an erster Stelle darauf Wert legt, dass alle Anwendenden, unabhängig von ihren Einschränkungen, das Design angemessen nutzen können.
Barrierefreies Web Design
Nun, da wir geklärt haben, was Barrierefreiheit ist und warum sie gerade im Web Design so wichtig ist, werfen wir einen genaueren Blick auf konkrete Fälle, in denen Barrierefreiheit notwendig ist, und erläutern, wie sie sich umsetzen lässt. Zunächst gehen wir auf bestimmte Einschränkungen und Behinderungen ein, decken dabei aber auch Barrieren ab, die oft außer Acht gelassen werden.
Wichtiger Hinweis: Die Schwere der Behinderung einer Person kann stark variieren. Eine Person kann ganz und gar blind sein oder nur farbenblind; eine gehörlose Person kann ausschließlich über Zeichensprache kommunizieren oder sich aufs Lippenlesen verlassen.
Visuelle Barrierefreiheit
Denke beim Web Design daran, dass Personen, die Schwierigkeiten damit haben, ähnliche Farben zu unterscheiden, mit subtilen Unterschieden zu kämpfen haben; dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass du mehrere Elemente in dein Design aufnehmen solltest. Bei einer Fehlermeldung ergibt es daher Sinn, sowohl die Farbe rot als auch das Wort „Fehler“ zu verwenden, um so viele Personen wie möglich damit zu erreichen.
Für Personen, die völlig blind sind, ist die Option, sich die Website vorlesen zu lassen, eine unschätzbare Errungenschaft der Barrierefreiheit. Aber Vorsicht: Falls auf deiner Website viele Bilder oder zum Beispiel eine Speisekarte als angehängtes Dokument vorkommen, solltest du sicherstellen, dass auch für diese barrierefreie Optionen zur Verfügung stehen, die vorgelesen werden können.
Auditive Barrierefreiheit
Ein barrierefreies Design für gehörlose oder schwerhörige Personen erfordert einiges an Planung; Untertitel, die überprüft wurden, synchron sind und zu genau dem Zeitpunkt angezeigt werden, in dem im Video gesprochen wird, sind unerlässlich. Und falls du zur Kontaktaufnahme nur eine Telefonnummer angegeben hast, solltest du in Betracht ziehen, auch eine E-Mail- oder Chat-Option bereitzustellen, damit Personen, die nicht per Telefon kommunizieren können, dein Unternehmen trotzdem erreichen können.
Motorische Barrierefreiheit
Personen mit motorischen Einschränkungen leben gegebenenfalls mit Zittern, ungewollten Bewegungen, Lähmungen, Koordinationsschwierigkeiten oder fehlenden Gliedmaßen, die allesamt die Verwendung einer Website erschweren können. Zum Glück wurden diesbezüglich bereits gewaltige Fortschritte gemacht, zum Beispiel indem angepasste Tastaturen mit mehr Raum zwischen den einzelnen Tasten oder verschiedene Arten von Mäusen entwickelt wurden. Allerdings wirkt sich dies auch auf die Gestaltung der Website aus: Alle Funktionen sollten per Tastatur aufgerufen werden können (ohne Verwendung der Maus!), wobei existierende Software eingebunden werden kann, um die Navigation zu erleichtern.
Kognitive Barrierefreiheit
Personen mit kognitiven Einschränkungen werden bei der Barrierefreiheit oft außer Acht gelassen, doch auch sie profitieren von einer personalisierten Web-Erfahrung. Stelle daher sicher, dass deine Website über ein sauberes Design verfügt und die Schaltflächen und Tabs leicht zu lesen und zu verwenden sind. Eine Website mit viel Text würden zum Beispiel Personen mit Legasthenie abschrecken. Stelle daher Informationen am besten in verschiedenen Formaten bereit, wie Infografiken, Videos und mehr, und verwende eine klare und einfache Sprache.
Umgebungsbezogene Barrierefreiheit
Hast du je darüber nachgedacht, dass manche Personen an einem Ort auf deine Dienstleistungen zugreifen müssen, an dem sie keinen Zugriff auf WLAN oder das mobile Datennetzwerk haben? Oder an einem öffentlichen Ort wie einer Bibliothek, wo sie keine personenbezogenen Daten eingeben können? Deine Website ist inklusiver, wenn sie Offline-Funktionalität bietet oder verwendet werden kann, ohne dass Identifikationsdaten eingegeben werden müssen.
Akademische Barrierefreiheit
Du hast bestimmt schon einmal auf der Suche nach Informationen eine Seite aufgerufen, nur um von dem ganzen technischen Jargon erschlagen direkt zur Suchmaschine zurückzukehren. Nicht alle sind bei allen Themen auf dem gleichen Kenntnisstand; und die Erstellung von Inhalten, die zu schwer verständlich oder technisch sind, macht all jenen den Zugriff auf die Informationen unmöglich, die das Thema nicht bereits umfassend studiert haben. Verwende einfache, erläuternde Sprache und gehe wenn nötig auf Details ein.
Dies gilt insbesondere, falls du Inhalte für Kinder erstellst. Dabei geht es nicht nur um Unterhaltungswebsites mit Spielen, sondern gerade auch um Websites, auf denen Kinder zum Beispiel lernen sollen, wie man im Notfall die Notdienste ruft. Wenn du diese Informationen so angibst wie für Erwachsene, dann wird das Kind höchstwahrscheinlich die wichtigen Details nicht verstehen. Verwende daher Video- oder Audio-Optionen und kinderfreundliche Formulierungen, damit der Inhalt wirklich für alle zugänglich ist.
Sprachliche Barrierefreiheit
Wir haben dieses Thema bereits oben angeschnitten, aber es sollte für dich oberste Priorität haben, sicherzustellen, dass deine Zielgruppe unabhängig von ihrer Muttersprache den gleichen Zugang zu deinen Dienstleistungen und Informationen hat. Besonders bei Websites der Regierung, der Einwanderungsbehörden oder der Flüchtlingshilfe ist es daher unerlässlich, qualitativ hochwertige Übersetzungen, Videountertitel und eigene Kontaktinformationen für jede Sprache bereitzustellen, um die Barrierefreiheit für ganze Bevölkerungsgruppen zu ermöglichen, die zuvor keinen Zugriff hatten.
Situationsbedingte Barrierefreiheit
Diese Art der Barrierefreiheit wird wahrscheinlich am wenigsten berücksichtigt, aber sie ist dennoch wichtig. Musstest du schon einmal mitten in der Nacht ans Handy gehen, nur um dann von seinem Bildschirm geblendet zu werden? Oder hast du schon einmal schläfrig aus Versehen auf die falsche Taste gedrückt, sodass du nicht mehr wusstest, wo du in einem Artikel warst? Dein Design ist benutzerfreundlicher, wenn du Optionen zur Anpassung der Helligkeit und der Schriftgröße sowie zur Verwendung einer Schwarz-Weiß-Version bereitstellst.
Tipps für eine verbesserte Barrierefreiheit
Hoffentlich konnten die obigen Punkte dich davon überzeugen, barrierefreie Designs in dein nächstes Projekt zu integrieren – schau dir dazu am besten unsere Tipps an, um sicherzustellen, dass dein Web Design tatsächlich barrierefrei ist:
Berücksichtige Personen mit verschiedensten Einschränkungen, aller Altersstufen und aller Bildungsgrade, wenn du deine Zielgruppe festlegst
Versieh alle deine Bilder und Grafiken mit Alt-Text
Stelle Nachforschungen bezüglich der Auswahl von Farben und Schriftgröße an, bevor du dich auf eine Option festlegst, oder binde die Möglichkeit ein, sie selbst anzupassen
Stelle sicher, dass deine Website für Mobilgeräte geeignet ist
Biete qualitativ hochwertige Transkriptionen und Untertitel für Video- und Audio-Inhalte an
Verwende saubere und einfache Designs und Sprache
An Barrierefreiheit führt kein Weg vorbei und je früher du dich einem wahrlich barrierefreien widmest, desto schneller wächst dein Publikum und immer mehr Menschen können sich an deinem Produkt oder an deiner Dienstleistung erfreuen. Falls du bereit bist, den nächsten Schritt zu wagen und direkt in die Gestaltung qualitativ hochwertiger und barrierefreier Web-Inhalte einzusteigen, ist der UX/UI Design Bootcamp von Ironhack wie für dich geschaffen.